„Endlich Sommer!“ – Kein Allergiker, jemals
Neuroimmunologie und Chiropraktik gegen nervige Allergien
Wenn der Sommer alle nach draußen lockt, die Sonne wieder Wärme schenkt und dem Wintergrau eine bunte Blütenpracht folgt, sind nicht alle glücklich. Laut der mehrjährigen Erhebung des Robert-Koch-Instituts im Rahmen des Gesundheitsmonitorings erkranken mehr als 20 Prozent der Kinder und mehr als 30 Prozent der Erwachsenen in ihrem Leben an mindestens einer allergischen Erkrankung (1). Spitzenreiter auf der Liste der Allergien ist dabei der Heuschnupfen. Diese auch Pollenallergie genannte Überreaktion des Immunsystems belastet etwa jeden vierten bis fünften Erwachsenen (2). Ob juckende Augen, Niesattacken oder Asthma bronchiale – so werden erblühende Gräser, Sträucher und Co. eher zu Plagegeistern. Doch wie entstehen im Körper allergische Reaktionen und welche Rolle kann die Chiropraktik in diesem Zusammenhang einnehmen?
Zum Einstieg veranschaulicht ein in der Fachliteratur viel zitiertes Beispiel, wie komplex die Verzahnung aus Nerven- und Immunsystem ist: Ein Patient, der allergiebedingt auf den Geruch von Rosen mit einem Asthmaanfall reagiert, erlitt einen heftigen Anfall, als er an reinen Papierrosen roch. Dieses Beispiel führt zu der Erkenntnis, dass neben einer echten Allergie auch noch andere Faktoren die Auslösung eines allergischen Anfalls hervorrufen können: Nervale Reflexe, die sich bei längerer Dauer der Erkrankung als Reaktionsmuster ausbilden (3).
Wie hängen Nerven- und Immunsystem zusammen?
Bereits seit vielen Jahren untersuchen Forscher und Neuroimmunologen das Verhältnis von Immun- und Nervensystem. Als gesichert gilt, dass das Nervensystem eine entscheidende Rolle spielt, wenn es darum geht, Immunsystemzellen zu alarmieren und dorthin zu lenken, wo ein Schaden oder eine Infektion ist. Dabei steuert es unter anderem auch, wie lokal eingegrenzt die Antwort sein soll, damit die Reaktion das Gesamtsystem nicht mehr belastet als notwendig.
Dabei wird das Immunsystem selber in zwei Arten unterschieden: das angeborene und das sich anpassende, also adaptive. Das angeborene System stellt die erste Verteidigungslinie dar, es reagiert unmittelbar, indem es Fremdkörper vernichtet oder Mikroben Gifte injiziert sowie Interferon produziert. Dieser chemische Stoff blockiert zum einen die Virusvermehrung und dient darüber hinaus als Botenstoff, der das adaptive Immunsystem alarmiert. Der adaptive Teil erkennt und bekämpft eindringende Mikroorganismen (Viren und Bakterien), indem es B-Zellen, T-Zellen und Antikörper zusammenbringt, um Eindringendes (Bakterien, Viren oder andere Fremdkörper) unschädlich zu machen. Darüber hinaus ist es in der Lage, Erkennungsmerkmale eines Eindringlings zu speichern, um ihn in Zukunft schneller erkennen zu können.
Allergien und das Gehirn
Die spannende Frage: Wenn Allergien demzufolge eine unangemessene Immunantwort auf eine Substanz sind, wieso wird sie ausgelöst? Da kommen wir zum vegetativen Nervensystem, das entkoppelt von bewussten Entscheidungen permanent Abläufe im Körper auswertet und steuert. Dazu gehören beispielsweise die Atmung, der Blutdruck oder eben auch Immunreaktionen. Für diese Antwort auf äußere Reize gilt dabei der Sympathikus als entscheidend, ob eine Belastung nun real oder nur empfunden ist. Das sogenannte sympathische Nervensystem löst eine Vielzahl von Mobilisierungen aus: Lymphozyten und Granulozyten – Zellen, die Bakterien, Viren und parasitäre Würmer vernichten – produzieren Antikörper oder setzen Chemikalien frei, um mehr Immunzellen anzulocken und dem Nervensystem die Informationen zu übermitteln, dass etwas nicht stimmt beziehungsweise dass das Verteidigungsmuster wieder runtergefahren werden kann, wenn die Gefahr gebannt ist. Ein sehr starker Neurotransmitter, genannt Substanz P, gilt als hundertfach stärker als die bekannten Histamine und ist wissenschaftlich zunehmend im Fokus der Forschung, wenn es um das Auslösen von Symptomen als Überreaktion bei Patient*innen geht. Substanz P wird unter anderem von Nervenzellen gebildet und spielt auch bei der Wahrnehmung von bestimmten Schmerztypen, z.B. Verbrennungen, Unterkühlungen oder Verätzungen und Vergiftungen, eine Rolle (4). In Versuchen konnte beobachtet werden, dass bei einigen allergischen Reaktionen eine fehlerhafte Ausschüttung der Substanz P stattfand. Und auslösend dafür ist immer die Kommunikation zwischen Gehirn/Nervensystem und Immunsystem. Dabei ist die Beurteilung des Gehirns, wie das Beispiel der Rosen zeigt, auch wenn sie unbewusst geschieht, ausschlaggebend.
Stress als Faktor
Auch Stress spielt nachweislich bei vielen Krankheiten eine große Rolle und kann die Immunantwort verändern. So sind einige Gruppen der oben genannten Immunzellen empfindlich gegenüber den Hirnchemikalien, die sich bei Stress ausbilden, wie z.B. Cortisol oder Adrenalin. Wenn solche Stresshormone freigesetzt werden, verändern sie die Immunantwort bis hin zur völligen Inaktivität bestimmter Immunzellen. Das bietet einen Erklärungsansatz, warum bei Menschen unter chronischem Stress das Immunsystem eingeschränkt funktionieren kann. Wann immer der Körper mit einem schädlichen Stimulus konfrontiert wird, gibt es eine Zunahme der Aktivität des sympathischen Nervensystems. Diese Veränderungen der sympathischen Aktivität kann durch die Messung von Veränderungen der Herzfrequenz, des Blutdrucks und anderer stressbedingter Reaktionen quantifiziert werden (5). Daher bietet die in der chiropraktischen Diagnostik etablierte Herzraten-Variabilitätsmessung (HRV) auch interessante Hinweise auf die Reaktionsfähigkeit des Immunsystems.
Chiropraktische Justierungen
Nach den bisherigen Erkenntnissen können Fehlfunktionen des Nervensystems falsche Antworten des Immunsystems verursachen. Chiropraktische Justierungen haben grundsätzlich das Ziel, bei der Beseitigung von Funktionsstörungen des Nervensystems unterstützend zu wirken. Dazu werden Subluxationen aufgespürt und durch einen gezielten und sanften Impuls gelöst, um unter anderem die störungsfreie Informationsverarbeitung über die hohe nervale Verknüpfung im Rückenmark zu fördern. Beobachtet werden konnte in der Praxis so, dass Behandlungen im Bereich der oberen und mittleren Wirbelsäule z.B. Allergiegeplagten in der Pollenflugsaison unterstützend zur Seite stehen. Vor diesem Hintergrund stehen beispielsweise die Halswirbel C2 und C4 in enger Verbindung zu Allergien im Allgemeinen und Heuschnupfen im Speziellen. In der Brustwirbelsäule können die Wirbel Th1 und Th8 relevant für die Behandlung von Asthma (Th1) oder die Stärkung des Abwehrsystems (Th8) sein (6).
Zentraler Aspekt bleibt dabei, dass chiropraktische Justierungen grundlegend die gestörte Kommunikation im körpereigenen System neu ausrichten und damit weniger störungsanfällig machen wollen. Unter den Vorzeichen der geschilderten Reaktionswege des Immunsystems, die zu allergischen Reaktionen führen, könnten Justierungen so auf mindestens zwei Ebenen einen Beitrag bei der Behandlung leisten: Grundsätzliche Reduktion von Stress (s. dagc.de/stress-chiropraktik), um die Hemmung des Immunsystems zu verringern, und die Optimierung der Funktion des Nervensystems und damit der Eigenregulation.
(1) https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Themen/Chronische_Erkrankungen/Allergien/Allergien_node.html
(2) https://www.tk.de/techniker/gesundheit-und-medizin/behandlungen-und-medizin/allergien-und-unvertraeglichkeiten/was-ist-heuschnupfen-und-wodurch-wird-er-ausgeloest-2021312
(3) https://medlexi.de/Allergie_und_Nervensystem
(4) https://de.wikipedia.org/wiki/Substanz_P#:~:text=Substanz%20P%20ist%20ein%20Neuropeptid,P%20stand%20urspr%C3%BCnglich%20f%C3%BCr%20engl.
(5) http://www.expressfullhealthpotential.com/uploads/3/1/8/2/31829261/chiropractic_and_the_neuroimmune_connection.pdf
(6) https://chiropraktik-manufaktur.de/chiropraktik-im-kontext-von-heuschnupfen-co/
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