Was befördert lebenslange Neuroplastizität und was schränkt sie ein
Menschen altern aus biologischer Sicht unterschiedlich schnell. Mit der Frage, was es gesundheitlich bedeutet, wenn das Gehirn nicht dem biologischen Alter entspricht, beschäftigt sich eine zunehmende Zahl von Forschungsarbeiten1. Ist die Lernfähigkeit mit einem Ablaufdatum versehen und wie wirkt der Mensch daran mit? Wie unterstützt Amerikanische Chiropraktik die Neuroplastizität? Dem geht dieser Artikel von Friedemann Theill nach.
„Ein alter Hund lernt keine neuen Tricks.“ Unter diesem schlichten Motto lässt sich zusammenfassen, was viele Jahre in der Gehirn- und Altersforschung vorherrschende Meinung war. Es galt, dass die Plastizität des Gehirns in jungen Jahren ihren Höhepunkt erreicht und dann mit zunehmendem Alter abnimmt. Menschen, die sich daran gewöhnt haben, Dinge auf eine bestimmte Art und Weise zu tun, würden ihre Gewohnheiten mit zunehmendem Alter immer schwerer aufgeben und sie seien beinahe biologisch unfähig, ihr Verhalten zu ändern. Das steht im deutlichen Widerspruch zur chiropraktischen Position, die von der Anpassungs- und Regenerationsfähigkeit des Gehirns unabhängig vom Alter überzeugt ist. Veränderungsbereitschaft und Wille zum aktiven Gestalten der eigenen Gesundheit sind dafür natürlich auch wichtig.
Lang lebe das Gehirn
Auch die neuere Forschung sieht das so: Ein Vergleich des Hirnalters einer Person mit dem chronologischen Alter kann darüber informieren, ob das Gehirn einer Person schneller oder langsamer altert, als es sollte. Spannend erweist sich in den letzten Jahren das Zusammenspiel enormer Fortschritte bei medizinischen Bildgebungsverfahren mit maschinellem Lernen. Als Kernbegriff etablierte sich dabei brainAGE. Unterschiedliche Ansätze – u.a. mit Langzeitdaten von über 300 Berlinerinnen und Berlinern2 – zeigen deutlich in eine Richtung: Es verdichten sich die Hinweise für die lebenslange Plastizität des Gehirns. Somit stellt sich die Frage, was Neuroplastizität befördert und was sie einschränkt.
Ungleichheiten bei der geistigen und körperlichen Gesundheit im Verhältnis zum biologischen Alter haben eine Reihe von Ursachen. So gelten dauerhafte und schwere psychische Erkrankungen als Verursacher solcher Diskrepanzen. Auch Unfälle oder Vergiftungen können sich negativ auswirken. Darüber hinaus beobachteten Forschende, dass ein Altersunterschied im Gehirn durch Stress, Bluthochdruck, Blutzucker sowie Konsum von Alkohol oder Nikotin negativ beeinflusst werden kann.3
Entstressen, Bewegen, Justieren
„Wenn Verhalten sich also negativ auswirken kann, wie sieht es mit positiven Effekten aus?“, fragt sich Friedemann Theill. Als belegt gilt, dass körperliche Aktivität, Meditation und Musizieren das Gehirn jung im Sinne der Entwicklungsfähigkeit halten.4 Die Verbesserung und Verfeinerung der Leistung bei motorischen – oder anderen – Aufgaben ist mit einer veränderten Gehirnaktivität verbunden, die bei jungen und älteren Erwachsenen in ähnlicher Weise auftritt. Mit Hilfe der Magnetresonanzspektroskopie (MRS) untersuchten Forschende dafür die neurochemischen Grundlagen des Effekts durch die Bestimmung der übungsbedingten Modulation von Gamma-Aminobuttersäure (GABA). Dieser wichtige hemmende Neurotransmitter spielt eine entscheidende Rolle bei der Plastizität des Gehirns. Genauer gesagt ist ein Rückgang des GABA-Spiegels wichtig. Damit wird die Hemmung aufgehoben, um Mechanismen der Langzeitpotenzierung, der kortikalen Plastizität und des Lernens zu fördern. Die gefundenen Daten liefern eine weitere Bestätigung für die lebenslange Plastizität. Neue motorische und andere Fähigkeiten können in jedem Alter erworben werden. Vergleichbare Effekte konnten auch bei der Untersuchung von Patient*innen nachgewiesen werden, deren Motorik sich aufgrund von Prothesen verändern musste. In einer Studie wurden sie erfolgreich durch chiropraktische Justierungen bei diesem Lernprozess unterstützt.5
Herzstück in der Chiropraktik ist das Entlasten des Körper-Hirn-Systems, um die Selbstregulation bestmöglich aufzustellen. Unterstützt wird dieser Gedanke durch die Belege der neueren Forschung. Sie zeigen, wie wichtig die Selbstfürsorge, auch hinsichtlich kognitiver Fähigkeiten, in jedem Alter ist.
(2) https://www.diw.de/de/diw_01.c.866806.de/publikationen/externe_referierte_aufsaetze/2022_0000/linking_brain_age
(3) https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0197458021003468
(4) https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28815301/
(5) https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-319-08072-7_21
Verantwortlicher Anbieter:
Friedemann Theill, Heilpraktiker mit Schwerpunkt Chiropraktik
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