Achtsamkeit und Chiropraktik
Bereits das Lesen dieses Artikels lässt Sie Erstaunliches leisten: Motoneuronen koordinieren Ihre Augenbewegung, rationale Prozesse werden im Frontalcortex für die Fähigkeit des Lesens genutzt. Und das alles komplett unterbewusst – außer der Entscheidung: Wollen Sie weiterlesen oder nicht? Sind Sie eigentlich neugierig, wie der Artikel weiter geht, möchten aber doch etwas anderes tun? Bereits dieser Widerstreit kann ein Gefühl von Stress auslösen.
Kommen wir nun zu des Pudels Kern. Stress kann, im gesunden Rahmen, Ausdruck einer anregenden Überforderung sein. Dennoch erleben die meisten Menschen im modernen Alltag die Vielzahl an beruflichen und privaten Anspruchssituationen nicht selten als überfordernd. Ursprüngliche Reaktionsmuster wie Flucht oder Angriff, die den Körper in Stresssituationen durch Hormonausschüttungen auf Bewegung vorbereitet, helfen da nur selten. Besonders, wenn die Erholungsmomente zu selten oder kurz sind.
Um dem Körper zu geben, was er dann braucht, sollten Sie zum einen für ausreichend Bewegung zu sorgen. Um oben wieder anzuknüpfen: Stress entsteht im Frontalcortex des Gehirns, unserem rationalen Rechner, der die einströmenden Informationen bewusst bearbeitet. Für Bewegungen ist der Motorcortex zuständig. Aktivere ich den Motorcortex in größerem Umfang, entziehe ich dem stresswahrnehmenden Frontalcortex sozusagen Rechnerkapazität und der fährt, um im Bild zu bleiben, runter. Bereits einfachste Bewegungen entstehen durch ein anspruchsvolles Zusammenspiel von Gehirn, Rückenmark und Muskeln. Das Körpersystem ist – bis hin zu den sogenannten Motoneuronen – bei anspruchsvolleren Tätigkeiten im Sport also primär damit beschäftigt, Befehle an die Muskulatur weiterzugeben. Schon hier zeichnet sich der Nutzen von chiropraktischen Behandlungen ab: chiropraktische Justierungen sollen die Befehlsketten möglichst störungsfrei halten und so die körpereigene Information optimieren. Auch zeigen neuere Untersuchungen, dass neurologische Muster des Gehirns durch chiropraktische Justierungen gezielt unterstützt werden können.
Warum das von Bedeutung sein kann? Werfen wir dazu einen Blick in die Welt des Leistungssports.
Gesunder Geist, gesunder Körper
Sportwissenschaftler untersuchen seit Jahrzehnten die mentalen Möglichkeiten, um positive Effekte im Leistungssport zu erzielen. In den Fokus gerät dabei zunehmend das Prinzip der Achtsamkeit, dem das urteilsfreie Verweilen im Hier und Jetzt zugrunde liegt. Gefühle und Gedanken sollen nicht bewertet, nur zur Kenntnis genommen werden. Üben Sie Achtsamkeit, dann gilt das als förderlich für eine verbesserte Konzentrationsfähigkeit, für eine Verringerung von Verletzungsrisiken und ein optimiertes Zusammenspiel im Team. Auch das Immunsystem profitiert und sogar negative Gefühle können Sie so besser verarbeiten. Zum üben eignen sich Meditations-, Atem- und Aufmerksamkeitstechniken. Neben Leistungssteigerungen in Belastungssituationen verbessern sich mit diesem Mind-Set auch Erholungsphasen beobachtbar.
Diese Erkenntnisse haben sich auch im Breitensport zum Trend entwickelt – ein Beispiel hierfür ist das achtsame Joggen. Kopfhörer und Kilometerzähler werden gegen bewusstes Erleben von Umgebung und Bewegungsabläufen getauscht, mit dem Ziel, negative Gefühle und Gedanken hinter sich zu lassen.
„Die positiven Auswirkungen von Achtsamkeit sind nicht nur im Sport, sondern natürlich auch im Alltag willkommen,“ so Chiropraktiker Friedemann Theill aus Köln. „Sie lernen, Stress nicht überborden zu lassen und sich in Ruhephasen besser zu erholen. Genau hier kann auch Chiropraktik ansetzen: Sie nimmt Reiz aus dem System, indem Subluxationen aufgelöst werden, geht aber auch darüber hinaus. Entlang der Wirbelsäue befinden sich Unmengen an Sensor-Rezeptoren, die Chiropraktikern die Möglichkeit bieten, durch Impulse eine positive Grundlage für das Errichten eines neuen, gesünderen Musters neuronaler Verarbeitung zu legen. So kann eine achtsamere Haltung unterstützt werden.“ Und das ist nicht im Sinne einer versteckten Selbstoptimierung zu verstehen, nicht als ein heimliches Streben nach „mehr“, „schneller“, „weiter“. Stattdessen steht die langfristige Steigerung des Wohlbefindens im Fokus – für ein ausgeglicheneres, glücklicheres Leben, ein bewusstes genießen des Augenblicks.
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