Vitaminpräparate und Co. aus chiropraktischer Sicht
Ob nach dem Joggen isotonisch stärken, beim Muskelaufbau ordentlich Protein dazugeben – die Werbung verspricht mal mehr, mal weniger glaubhaft regelrechte Wunder. Und ist damit auch erfolgreich: Das Feld der frei verkäuflichen Nahrungsmittel boomt. Allein 2018 kauften Verbraucher*innen deutschlandweit für rund 2,1 Milliarden Euro Nahrungsergänzungsmittel ein. Auch und gerade wegen einer vermuteten Unterversorgung und zur Stärkung des Immunsystems. (1, 2)
Welchen Wert haben solche Präparate eigentlich?
Im Grundsatz wird zwischen Makro- und Mikronährstoffen unterschieden. Dienen erstere wie beispielsweise Fette oder Kohlenhydrate vorrangig der Energiezufuhr, sind z.B. Mikronährstoffe für Zellerneuerung oder Muskelaufbau verantwortlich. Zu ihnen gehören Vitamine, Spurenelemente und Mineralien.
Sport- und Ernährungswissenschaftler sind sich dabei größtenteils einig: Eine gesunde Mischkost mit frischen Zutaten reicht – auch für engagierte Freizeitsportler. Alles andere ist, um es umgangssprachlich zu sagen, teurer Urin. Aus Sicht von Chiropraktiker Friedemann Theill, sollten Konsument*innen – damit es nicht sogar gesundheitsschädlich wird – zumindest auf anerkannte Prüfsiegel und Untersuchungen unabhängiger Institute achten und nicht einfach willkürlich Präparate nehmen: „In amerikanischen Studien wurde beispielsweise festgestellt, dass Raucher, die sich durch hohe Dosierungen von B6 und B12 Vitaminen vor Krankheiten schützen wollten, bis zu vierfach häufiger an Lungenkrebs erkrankten.“ (3)
Alles Humbug? „So einfach ist es auch wieder nicht“, so Theill. Grundsätzlich sind die individuelle Ernährungsweise, die Fähigkeit zur Verarbeitung aufgenommener Nahrungsmittel und der tatsächliche Verbrauch ausschlaggebend, ob eine zusätzliche Zufuhr von z.B. Vitamin- oder Mineralpräparaten sinnvoll sein kann. Eine gezielte Sporternährung wird beispielsweise ab etwa sechs Stunden hochintensiven Trainings pro Woche mit einem Verbrauch von ca. 5.000 Kilokalorien empfohlen. (4)
Friedemann Theill: „Die Grundlage dafür bietet dann aus meiner Erfahrung eine genaue und gezielte Stoffwechselanalyse. Jede durch Laboruntersuchungen festgestellte Unterversorgung sollte zunächst möglichst durch eine angepasste Ernährung ausgeglichen werden. Auch eine Sanierung der Darmflora kann zielführend sein, um eine verbesserte Versorgung des Körpersystems zu gewährleisten.“ Ist dieses sogenannte gastrointerale Mikrobiom aus dem Gleichgewicht geraten, z.B. durch falsche Ernährung oder auch Antibiotikagaben, können sich bestimmte Bakterienarten und Pilze unverhältnismäßig vermehren und nicht nur die Verarbeitung von Nährstoffen stören, sondern auch Erkrankungen auslösen. (5) Und eine unzureichende Versorgung mit Mikronährstoffen kann in eine geringere Leistungs- und Regenerationsfähigkeit sowie eine erhöhte Infektanfälligkeit münden. (6)
Quellen:
1. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1040811/umfrage/umsatz-mit-nahrungsergaenzungsmitteln-in-deutschland/
2. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/948209/umfrage/umsatz-mit-proteinbasierten-nahrungsergaenzungsmitteln-in-deutschland/
3. https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/77802/B-Vitamine-koennten-Lungenkrebsrisiko-erhoehen
4. https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-7091-3781-9_12
5. https://www.aerzteblatt.de/archiv/treffer?mode=s&wo=1008&typ=16&aid=211862&s=Stuhltransplantation
6. http://www.mikronaehrstoff.de/pdf/Groe_Leistungssport_2018.pdf?v=1
7. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5127911/
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Praxis Friedemann Theill
Friedemann Theill, Heilpraktiker mit Schwerpunkt Chiropraktik
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