Ernährung und Stoffwechsel aus chiropraktischer Sicht
Laut Studien sind die Hälfte der Frauen und rund zwei Drittel der Männer in Deutschland übergewichtig. Ein Viertel der Erwachsenen ist sogar adipös, also stark übergewichtig. Übergewicht und besonders Adipositas gelten dabei als Mitursache für viele gesundheitliche Beschwerden und können die Entwicklung chronischer Krankheiten unterstützen. Als sicher gilt, dass mit zunehmendem Körpergewicht die Wahrscheinlichkeit für Herz-Kreislauferkrankungen wie arterielle Hypertonie, koronare Herzkrankheit sowie metabolische Störungen steigt. (1,2) Das ist auch mit ein Grund dafür, warum die Gesundheitssäule Stoffwechsel und Ernährung in der Chiropraktik einen so wichtigen Stellenwert einnimmt. Doch was ist eine gesunde Reserve, was zu viel?
Bereits seit 1832 galt das vom Mathematiker Adolphe Quetelet benannte Verhältnis von Größe zu Gewicht als Maß dessen, was normal ist. Aber bedeutet normal auch gesund? Dieser so errechnete Body-Mass-Index (BMI) wird aus mehreren Gründen kritisiert, auch wenn die Weltgesundheitsorganisation (WHO) nach wie vor daran festhält. Unter anderem gilt als fragwürdig, dass zwar das Gewicht des Körpers, nicht aber dessen Ursprung berücksichtigt wird. Trainierte Sportler*innen können laut BMI so zum Beispiel übergewichtig sein, nur weil ihr Körperbau aufgrund eines sehr hohen Muskelanteils schwerer ist als der einer untrainierten, gleich großen Person.
Hüftumfang als Schlüsselwert
Forscher*innen der Ludwig-Maximilians-Universität München betonen daher, dass die Verteilung des Körperfetts offenbar entscheidender für bestimmte Krankheitsgefahren sei. Diese Aussage beruht auf einer Studie, für die im Zusammenspiel von fünf Universitäten 11.000 Proband*innen bis zu acht Jahre untersucht wurden. Danach hat sich der Blick eher auf die Speicherart am Körper gerichtet. Bauchspeck um die Taille könne demnach schädliche Fettsäuren und diverse Botenstoffe in den Körper abgeben, die Entzündungen fördern. Hüft-, Oberschenkel- und Gesäßfett hingegen haben nach jüngsten Erkenntnissen nichts mit dem Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen zu tun und wirken mitunter schützend, wie manche Untersuchungen zeigen. Entsprechend versuchten die Wissenschaftler*innen, das ideale Maß zu finden, das die realen Verhältnisse widerspiegelt. In der Diskussion sind das Verhältnis von Hüft- zu Taillenumfang (WHR) und der Taillenumfang zur Größe (WHtR.) Letzteres scheint nach den Erkenntnissen aus der Studie am aussagekräftigsten zu sein.
Dazu wird der Taillenumfang in Zentimetern gemessen, indem ein Maßband mittig zwischen dem unteren Rand der letzten Rippe und dem oberen Rand des Beckenknochens waagerecht angelegt wird. Dieser Umfang wird dann durch die in Zentimetern ermittelte Körpergröße geteilt. Auch das Alter spielt bei der Beurteilung eine Rolle. So verläuft für unter 40-Jährige die Marke zur Übergewichtigkeit bei 0,5. Für jeder weitere Lebensjahr verschiebt sich die Grenze um 0,01 Punkte. (3,4).
Zu viel und nun?
Wenn es um Gesundheit und Ernährung geht, insbesondere um das Abnehmen, liegt der Schwerpunkt meist darauf, was und wie viel man isst. Für jede Gewichtsabnahme gilt als entscheidend, Kalorien die man zu sich nimmt zu reduzieren – doch ein weiterer wichtiger Faktor ist, wie man isst.
Es braucht dabei ein Verständnis für die verschiedenen Stoffwechselzustände unseres Körpers. Nach jedem Essen geht unser Körper in den sogenannten postprandialen Zustand über. In diesem Zustand, der mehrere Stunden dauern kann, speichert der Körper die Energie aus der Nahrung, die wir gerade gegessen haben – oft als Fett. In der postabsorptiven (oder nüchternen) Phase beginnt der Körper mit der Verbrennung des gespeicherten Brennstoffs, die erst etwa zehn oder mehr Stunden nach einer Mahlzeit richtig anfängt.
Dazu Friedemann Theill: „Wenn wir einem traditionellen Essverhalten mit drei Mahlzeiten am Tag folgen, verbringen wir in der Regel einen großen Teil unserer Zeit – 12 Stunden oder mehr – im postprandialen Zustand und nur sehr wenig Zeit in einem echten Fastenzustand.“
Das Forschungsfeld der sogenannten Chrono-Ernährung verweist darüber hinaus auf individuelle Biorhythmen, die ebenso beeinflussen, wann Nahrung besonders effizient verstoffwechselt werden kann. Letzten Endes ist es immer eine individuelle Ernährungsstrategie. Egal ob man Intervall-Fasten oder die 5:2 Methode (5 Tage wie gewohnt essen, zwei Tage pro Woche fasten) bevorzugt, beides hat sowohl für die nachhaltige Gewichtsveränderung als auch die gesundheitliche Verbesserung gleich viel Wirkung gezeigt. (5)
„Welche Strategie für Sie also am besten passt, hängt von vielen Faktoren ab, z.B. von Ihren Zielen, Ihrem Lebensstil, Ihren Schlafgewohnheiten und der Art Ihrer sportlichen Betätigung“, erläutert Chiropraktiker Friedemann Theill.
„Auch die Stressbelastung hat nachweislich Auswirkungen auf unsere Ernährungsweise sowie das Potenzial, einen gesunden Stoffwechsel zu befördern oder zu behindern. Um diese Prozesse bestmöglich zu unterstützen – schlussendlich steuert das Gehirn auch die Verdauungsorgane – ist es aus chiropraktischer Sicht darüber hinaus wichtig, die Körper-Hirn-Kommunikation blockadefrei zu gestalten. Im Wechselspiel aus gezielter Intervention, nachhaltiger Veränderung der Ernährungsgewohnheiten und verbesserter Steuerung der organischen Prozesse entfaltet sich dann das ganze Potenzial für mehr Wohlbefinden.“
1) https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Themen/Uebergewicht_Adipositas/Uebergewicht_Adipositas_node.html;jsessionid=BAB7AB981B822E02018BC35B51568C1F.internet092
2) https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/13166
3) Eine Berechnungshilfe gibt es u.a. auf der Seite der Bosch-BKK: https://www.bosch-bkk.de/de/bkk/leistungen/vorsorge_und_gesundheit/ratgeber_gesundheit/ernaehrung/whtr_rechner/whtr_rechner.html
4) https://www.med.uni-muenchen.de/aktuell/2012/artikel_koerperfett/index.html
5) https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32304359/
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Praxis Friedemann Theill
Friedemann Theill, Heilpraktiker mit Schwerpunkt Chiropraktik
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