Ganz individuell trifft unser Gehirn Entscheidungen, die sich von Person zu Person unterscheiden. Erlernen wir es also einen eigenen Geschmack zu haben? Spannend ist in dem Zusammenhang die Plastizität – also die Veränderbarkeit – des Gehirns. Der Chiropraktiker Friedemann Theill aus Köln erklärt: „Auch durch chiropraktische Justierungen kann die Plastizität angeregt werden, um die Lern- und Gedächtnisfähigkeit zu aktivieren.“ Fest steht also, so einzigartig wie unser jeweiliges Aussehen sind auch die Dinge, die wir mögen.
De gustibus non est disputandum – über Geschmack lässt sich nicht streiten. So lautet eine lateinische Weisheit. Denn in der antiken Philosophie herrschte der Glaube vor, dass einem Objekt selbst der Genuss innewohnt und für jede Person gleich stark vertreten sei. Doch ist das wohl eher ein Maß für gesellschaftliche Standards und weniger für individuelles Erleben. So belegen aktuelle Studien beispielsweise, dass eine Musikart bei manchen Personen Glücksgefühle auslöst – was sich als Hirnaktivität messen lässt –, während wiederum bei anderen gar nichts passiert.1 Laut Forscher*innen zeigen bereits Föten, wie sie durch körperliche Reaktionen ihrer Mütter im Mutterleib auf Musikwahrnehmung geprägt werden. So verändert sich schon ab der 28. Woche die Herzfrequenz, wenn der Fötus ein bekanntes Lied hört, ab der 35. Woche ändern sich auch Bewegungsmuster.
Warum mögen wir also genau die Dinge, die wir mögen? Wir Menschen sind sensibel für die Dinge, die uns umgeben, für unsere Umwelt. Jede Person nimmt Erlebtes individuell und durch ein eigenes Gebilde aus Erfahrungen, Kenntnissen und Werten auf. Zudem verfügt jede*r über ein persönliches Bewertungssystem, in dem Objekte, Personen, Situationen und Erfahrungen abgeglichen werden. Dafür entwickeln wir u.a. ein sogenanntes hedonisches System. Diese Bewertungsmethode beurteilt ein Objekt oder eine Erfahrung nach seinen inneren und äußeren Werten.2 An diesem Prozess ist in unserem Gehirn der Hippocampus wesentlich beteiligt.3 Er bestimmt u.a. laufend die Gewichtung neuer vs. bereits erlernter Reize.
„Ebenfalls wichtig für die Ausbildung der persönlichen Präferenzen sind die bereits genannten früheren Erfahrungen, aber auch Vertrautheit zeigt sich als relevanter Aspekt“, ist auch der Chiropraktiker Friedemann Theill der Meinung und führt weiter aus: „Uns Menschen gefällt oftmals das, was wir schon kennen.“ Denn wir treffen Entscheidungen durch Vergleiche. Jede Person bringt dabei einzigartige Erfahrungen und Kenntnisse in die Bewertung ein. Die Bewertung hängt zudem auch von der Situation ab, in der sie stattfindet. Ob Menschen also gerne ruhige oder rockige Musik bevorzugen oder ob sie lieber Salziges oder Süßes essen, hängt von zwei wesentlichen Grundpfeilern ab: von dem eigenen Erfahrungskatalog und dem darin verankerten Bewertungssystem.
Anpassungsfähigkeit statt unveränderlicher Vorschriften
Diese Bewertungssysteme sind dabei anpassungsfähig und ermöglichen es uns so, ganz aktuell Dinge als zum Beispiel gut oder schlecht einzuordnen. Vorlieben sind in diesem Sinn auch wandelbar, denn wir mögen unterschiedliche Dinge zu verschiedenen Zeiten und auf andere Weisen. Was uns beispielsweise als Kind geschmeckt hat, unterscheidet sich zum Teil erheblich von den Vorlieben im Erwachsenenalter.
Ein Grund dafür ist die persönliche Entwicklung des Gehirns auf Basis genetischer aber auch erfahrungsbedingter Impulse.4 Spaß entsteht dabei durch die Kommunikation zwischen dem sensorischen Areal (Hören, Riechen, Sehen, oder Schmecken) und dem Belohnungssystem im Gehirn. Dieser Mechanismus schließt auch aus: Sensorische Informationen, die nicht an das Belohnungssystem übermittelt werden, bewerten wir neutral oder gar negativ.5
Wandel unterstützen
Das Gehirn ist also anders als lange angenommen kein starres Gebilde. Es bildet unter günstigen Bedingungen neue Verbindungen und Areale aus. Diese Vorgänge werden als Neuroplastizität benannt und sind wichtige Forschungsgegenstände der Neurowissenschaften.6 Friedemann Theill sagt hierzu: „Wir haben Einfluss auf diesen Prozess.“ Es gibt eine beträchtliche Menge an grundlegenden wissenschaftlichen Beweisen, die klare positive neuroplastische Wirkungen der chiropraktischen Justierungen zeigen.7 Die Forschung hat ebenfalls gezeigt, dass Chiropraktiker*innen, wenn sie Subluxationen lösen, einen Teil unseres Gehirns aktivieren, der als präfrontaler Kortex bezeichnet wird. Friedemann Theill resümiert: „Chiropraktik kann also unterstützend dabei wirken, eigene Leidenschaften noch weiter zu vertiefen oder neues Potenzial überhaupt erst freizulegen.“
Quellen (zuletzt abgerufen am 13.03.2023):
1) https://academic.oup.com/scan/article/14/4/459/5400657
2) https://academic.oup.com/edited-volume/35428/chapter-abstract/303189972?redirectedFrom=fulltext&login=false
3) https://www.nature.com/articles/s41467-017-00205-3.epdf
4) https://theconversation.com/why-do-we-like-what-we-like-the-neuroscience-behind-the-objects-that-please-us-196330
5) https://theconversation.com/why-do-we-like-what-we-like-the-neuroscience-behind-the-objects-that-please-us-196330
6) https://www.spektrum.de/lexikon/neurowissenschaft/plastizitaet-im-nervensystem/9979
7) https://vbn.aau.dk/ws/files/390578831/PHD_Muhammad_Samran_Navid_E_pdf.pdf
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Friedemann Theill, Heilpraktiker mit Schwerpunkt Chiropraktik
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