Im wahrsten Sinne des Wortes
Immer wieder kommt es vor, dass sich in der Chiropraxis von Marei Schachschneider die Fragen und Beschwerden zum Thema Füße regelrecht ballen. Dabei ist die Wahrnehmung der Ratsuchenden von ihren Füßen eher die von Unruhestiftern und Problembereitern als die von Kunstwerken. „Tatsächlich verstecken viele Menschen ihre Füße, weil sie sich für ihre Form, die man häufig tatsächlich eher Verformung nennen muss, schämen“, erzählt Marei Schachschneider, MSc in Chiropraktik.
Plattfuß, Senkfuß, Spreizfuß, Hammerzehen, Hallux valgus usw. – Deformitäten gibt es viele. Ideen hingegen, wie ein Fuß wieder ästhetisch und schön anzusehen wird, gibt es wenige…
Eine Lösung sollen Einlagen sein – ob zur Unterstützung des Innenfußes, der Außenkante, des Quer- oder Längsgewölbes. Marei Schachschneider zeigt sich nachdenklich: „Alles geht, nur, ich frage mich: Können sie eine weitere Verformung aufhalten oder gar rückgängig machen? Oder gar einseitige Absatzerhöhungen: Vermindern sie die Folgen unterschiedlicher Beinlängen oder manifestieren sie möglicherweise das Grundproblem?“
Fußprobleme beginnen oft in der Kindheit und führen häufig schon in jungen Jahren zum Orthopäden. Nicht umsonst bedeutet „Orthopädie“ die Lehre vom „aufrechten“ oder „geraden“ Kind (griechisch ortho = gerade, pädie = Kind). Und wo Fußprobleme sind, sind oft auch Hüft- oder Rückenprobleme.
Bei ihren kleinen Patienten falle Chiropraktikerin Marei Schachschneider so regelmäßig auf, dass deren Füße für ihr Alter vergleichsweise unbeweglich sind. „Natürlich bewegt mich da die Frage, warum das so ist.“
Eine Antwort könnte in Mareis Beobachtung liegen, dass aus ihrer Sicht das meiste Schuhwerk für Kinder schlicht zu hart ist. Die Schuhsohlen seien oft so massiv wie bei Erwachsenenschuhen und die kleinen Füße dadurch kaum in der Lage, sich darin zu bewegen und abzurollen. Das führe weiterhin dazu, dass die Sprunggelenke weniger zu tun hätten. Schlimmstenfalls würden die auch noch in einen Schaft gezwängt, in dem jede Bewegungsfreiheit aufgehoben sei. „Das Ganze aber in dem guten Glauben, dass man die kindliche, unvollkommene Fußkonstruktion schützt und stabilisiert“, so Marei Schachschneider.
„Nebenbei: Ich bin der Meinung, dass Kinder in jeder Lebensphase körperlich und geistig perfekt an die jeweiligen Erfordernisse angepasst sind. Eine sehr schöne Lektüre für lange Winterabende hierzu ist <<Kinder verstehen>> von dem Kinderarzt Herbert Renz-Polster.“
(Marei Schachschneider)
Eine zweite Antwort könnte laut Marei Schachschneider darin zu finden sein, dass Stadtkinder (und im Grunde alle) viel zu viel auf hartem Asphalt herumlaufen. Aus ihrer Kindheit an der Ostsee erinnere Marei Schachschneider das „Rennen durch Wälder und über Wiesen, Stromern durch Felder, Staksen über steinige Strände und frisch gepflügte Äcker“. Das Ganze nicht selten barfuß. „Im Nachhinein eine optimale Umgebung für die Entwicklung kräftiger Füße und Sprunggelenke. Heute gehen viele mit ihren Kleinen zum Kinderturnen in die Sporthalle und man selbst ins Gym – was unbedingt gut ist, aber den Füßen leider kaum Abwechslung bietet“, so Marei weiter.
Die dritte Antwort ergibt sich aus den beiden vorherigen: „Je weniger Abwechslung Füße erfahren, desto einseitiger ist der sensorische Input aus den Füßen ins Gehirn. Das Gehirn entwickelt und pflegt nunmehr wenige Bewegungsmuster, gerade so viele, wie man benötigt. Das ist schade, denn so kann die Motorik verarmen. Nicht selten kommt man dann in einen Kreislauf, der in Unbeweglichkeit und Einbußen der Funktion mündet. Und häufig dauert es dann nicht mehr lange und man entwickelt Schmerzen und Beschwerden.“
Aber zurück zum Anfang: Füße sind wahrlich Kunstwerke. Jeder einzelne besteht aus 26 Knochen, mal zwei ergibt das 52 Knochen. Das ist etwa ein Viertel der Gesamtzahl menschlicher Knochen. Auch die Anzahl der Gelenke ist beindruckend. Je nach Fachbuch liest man etwas zwischen 20 und 35. Das liegt daran, dass manche Gelenke strukturell aus zwei Abteilungen bestehen (genau wie Sprunggelenke) oder manche Autoren Gelenke nicht mitzählen, weil sie bei den meisten Menschen keine Funktion mehr haben. Das nennt man dann Pseudogelenk.
„Ein unübertroffener Albtraum jedes Medizinstudenten ist der Bandapparat des Fußes. Es gibt kein öfter gesprochenes Gebet vorm Anatomie-Testat als <<Bitte gebt mir nicht das Thema Füße!>>. Die unzähligen Bänder formen und halten das Fußgewölbe, einmal quer und einmal längs. Und schließlich vernetzen sich über 20 Muskeln, die man auch in weit mehr Untermuskeln aufteilen könnte, und ermöglichen der ganzen Konstruktion differenzierte und kraftvolle Bewegung.“
(Marei Schachschneider)
Schachschneider hofft, dass diese, zugegebenermaßen sehr kompakte, Beschreibung der Anatomie dem Leser/der Leserin eine Idee gibt, warum sie mittlerweile so begeistert von Füßen ist. Das liege auch daran, dass Füße aktuellen Untersuchungen zufolge mit jeder anderen Struktur im Körper komplex vernetzt seien und Marei Schachschneider so anhand der Füße ihrer Patienten, wenn sie auf ihrer Behandlungsliege liegen, im Grunde eine komplette Untersuchung des gesamten Bewegungssystems aus Faszien, Nerven und Muskeln vornehmen könne. Für die Neugierigen und zum Googeln: Das Konzept heißt auf englisch Biotensegrity und ist so aktuell, dass es noch nicht einmal einen deutschen Begriff dafür gibt. Marei Schachschneider übersetzt es frei mit: Erhalt der Integrität durch Spannung in lebenden Systemen.
„Und abschließend noch ein kleiner Nerd-Fact für die nächste Dinner-Party (nach Corona selbstverständlich): Das allererste, was sich von den Füßen beim Embryo in der frühen Schwangerschaft entwickelt, sind ihre Nerven. Sie wachsen direkt aus dem Neuralrohr, dem späteren Rückenmark und Gehirn. Alles andere entwickelt sich drumherum und egal, wie weit weg die Füße später einmal sind, die Kommunikation zwischen ihnen und dem Gehirn ist rasend schnell und immens wichtig für unsere Haltung und unsere Bewegungen.“
(Marei Schachschneider)
Am Anfang hat Marei Schachschneider in den Raum gestellt, ob Einlagen und Absatzerhöhungen sinnvoll seien. Tatsächlich könne man diese Frage nicht pauschal beantworten und man müsse jeden Einzelfall betrachten. Was man aber allgemein sagen könne, ist, dass gute Haltung und gute Bewegung Pflege und Aufmerksamkeit brauchen – und das sei für den Körper ein 24-Stunden-Job. „Die eigenen Füße und den eigenen Körper zu besserer Funktion führen, kann man selbst mit liebevoller Fürsorge und Geduld, einem Quäntchen Disziplin und gelegentlich Großzügigkeit mit den eigenen Schwächen“, resümiert Marei.
Wie Marei Schachschneider mit Justierungen, einem individuellen Behandlungsplan und Ratschlägen dabei unterstützen möchte, erfahren Sie bei ihr in der Praxis oder einem Impuls-Workshop.
Was Füße lieben
1. Kräftigung
Tik Hack No.1: Zweimal täglich 3 Minuten lang wiederholt auf die Zehenspitzen ziehen. Das kräftigt den gesamten Fuß und verbessert die Beweglichkeit seiner Sprunggelenke. Wie Sie ja gerade erfahren haben oder bereits wussten, hat jeder Fuß zwei: Ein oberes und ein unteres Sprunggelenk. Und warum ausgerechnet 3 Minuten? Weil Zähneputzen genauso lange dauert und man beides kombinieren kann. Perfekt für alle, die mit wenig Aufwand viel erreichen wollen!
2. Koordination
Tik Hack No.2: Man nehme einen Tennisball. Jetzt versuchen Sie, den Ball sachte unter der Fußsohle entlang der Außenkante zur Ferse zu rollen, dann geht’s weiter entlang der Innenkante nach vorne zum Großzehengrundgelenk und von dort quer rüber wieder zur Außenkante. Und gleich noch eine Runde! Gern nach einigen Runden die Richtung wechseln. Ziel ist, den Ball präzise und mit möglichst wenig Druck kreisen zu lassen. Dabei haben die Sprunggelenke ordentlich Steuerarbeit zu leisten. Und den anderen Fuß nicht vergessen! Und nicht wundern: Wir haben meistens eine Lieblingsseite, die besser geht als die andere. Also nicht verzweifeln und fleißig weiter üben!
3. Herausforderung
Tik Hack No.3: Der Raupengang. Jetzt wird es spannend. Und bitte nicht aufgeben, wenn es nicht gleich klappt. Die Füße liegen auf. Rechte Ferse schiebt nach vorne. Dadurch wölbt sich das Fußgewölbe und die Zehen stellen sich auf. Wenn es nicht weitergeht, bleibt die Ferse in der neuen Position und die Ziehen schieben nach vorne bis der Fuß wieder flach aufliegt. Andere Seite und dann im Wechsel. Wenn wir den Dreh raus haben, sieht es aus, als würden zwei Raupen über den Boden kriechen. Und aufgepasst: Das ganze geht auch rückwärts!
Viel Spaß beim Ausprobieren!
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