Beitrag der Deutsch-Amerikanischen Gesellschaft für Chiropraktik (DAGC)
Chiropraktik: trendiger Geheimtipp für ein gesünderes Leben oder eine neumodische Erscheinung, die aus den USA nach Deutschland geschwappt ist? „Weder noch“, sagt Friedemann Theill, 1. Vorsitzender der DAGC, „denn die Wurzeln der Chiropraktik gehen weit zurück.“ Bereits in den Kulturepochen des Altertums – bei den Babyloniern, den Ägyptern oder den Chinesen – wurden ertastbare Gelenkfehlstellungen nachweislich manuell behandelt. „Damals waren die Techniken sicherlich nicht so ausgereift wie heute. Dennoch wird deutlich: Die Menschheit weiß schon sehr lange um die Bedeutung der Wirbelsäule für die Gesundheit.“
Wie wurde die Chiropraktik dann zu dem, was sie heute ist? Eine kleine Zeitreise:
Als einer der ersten schrieb Hippokrates – er lebte zwischen ca. 460 und 377 vor Christus – der Wirbelsäule eine entscheidende Rolle für unsere Gesundheit zu („Erlanget Wissen über das Rückgrat, denn von diesem gehen viele Krankheiten aus.“). In einer seiner Schriften („Von den Gelenken“) beschrieb er beispielsweise zwei Methoden zur manipulativen Behandlung. Auch die sogenannten „fünf Säulen der Gesundheit“ gehen auf ihn zurück. In der Philosophie der Chiropraktik spielen sie auch heute noch eine entscheidende Rolle, wobei sie im Laufe der Zeit modifiziert wurden (mehr dazu unter dagc.de/aktuelles/blick-auf-die-entwicklung-der-amerikanischen-chiropraktik).
Etwas später, etwa zwischen 130 und 200 nach Christus, machte es sich Claudius Galenus (auch als Galen bekannt) zur Aufgabe, die richtige Position von Wirbeln und Wirbelsäule zu vermitteln. Zudem gelang es ihm zu zeigen, wie die verschiedenen Muskeln in unterschiedlichen Bereichen der Wirbelsäule beeinflusst werden.
Manipulationen der Wirbelsäule lassen sich seit dem in der gesamten medizinischen Literatur finden. Auch wenn solche Erwähnungen ab etwa 1600 im Zuge der Lehre von den Körpersäften weniger wurden, sind sie nie ganz aus den Schriften verschwunden.
Ende des 19. Jahrhunderts belebten die US-Amerikaner Daniel David (D.D.) Palmer (geb. 1845) und etwas später sein Sohn Bartlett Joshua (B.J.) Palmer (geb. 1882) die Diskussion rund um die Relevanz der Wirbelsäule. „Damit war die Chiropraktik, wie wir sie heute kennen, geboren“, so Friedemann Theill. Besonders um die erste Justierung von D.D. Palmer ranken sich bis heute Gerüchte. So habe sein Patient, der mehrere Jahre lang auf einem Ohr kaum hören konnte, den Überlieferungen zufolge nach der Behandlung wieder sein vollständiges Hörvermögen zurück erlangt. Während diese Erzählung nicht belegt ist, hat D.D. Palmer einen großen Teil seines chiropraktischen Handelns gut dokumentiert. In einem seiner Werke („The Chiropractor Adjustor“, 1910) entwarf er beispielsweise ein Ursachenkonzept für Subluxationen und benannte darin die sogenannten drei Ts: Emotionalen Stress bzw. negative Gedanken (Thoughts) und schädliche chemische Substanzen (Toxins) bewertete er demzufolge genauso als Auslöser von Subluxationen wie körperliche Traumata, beispielsweise durch Unfälle. Noch heute folgen wir in der Chiropraktik diesem Grundverständnis von Subluxationen.
Um diese Überzeugungen weiterzugeben, gründete D.D. Palmer kurz vor der Jahrhundertwende die Palmer School of Chiropractic (heute Palmer College of Chiropractic). Ab 1906 führte sein Sohn B.J. die Schule weiter und sorgte für die Weiterentwicklung der Chiropraktik. Unter anderem seine Bemühungen führten dazu, dass das Praktizieren von Chiropraktik in den USA 1935 in vielen Staaten gesetzlich verankert wurde.
Nach Deutschland kam die Chiropraktik etwa 1927. In diesem Jahr eröffnete der Pastor Gustav A. Zimmer, der vorübergehend in den USA gelebt hatte, eine Schule für Chiropraktik und Osteopathie in Dresden. Seit dem hat sich auch hierzulande viel getan. Inzwischen gibt es etablierte Chiropraktik-Ausbildungsstätten und zahlreiche kleinere Anbieter für Chiropraktik-Seminare. Auch die Bereiche Forschung und Akademisierung wurden ausgebaut, sodass Chiropraktiker für ein qualifiziertes Studium nicht mehr hauptsächlich in die USA reisen müssen. Seit 2014 haben Chiropraktiker aus Deutschland z.B. die Möglichkeit, das von Chiropraktik Campus und der Donau-Universität Krems ins Leben gerufene Hochschulstudium mit dem international anerkannten Abschluss Master of Science in Chiropraktik zu absolvieren.
Damit haben wir auch in Deutschland ein Zeichen für die Chiropraktik gesetzt! Unser Ziel ist klar: Die Chiropraktik als gesetzlich anerkanntes Berufsfeld zu etablieren. Nicht zuletzt auch aus diesem Gedanken heraus gründete sich die Deutsch-Amerikanische Gesellschaft für Chiropraktik, die im April 2017 ihr 20jähriges Bestehen feierte. „Wir arbeiten nach wie vor mit Freude daran, die Chiropraktik mit amerikanischen Wurzeln in Deutschland zu stärken und dafür zu sorgen, dass sie weiter wachsen kann“, resümiert Theill.
Verantwortlicher Anbieter:
DAGC e.V.
Friedemann Theill, 1. Vorsitzender
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