Spätestens seit der Corona-Pandemie stehen die Herausforderungen der Kranken- und Altenpfleger, Hebammen oder anästhesietechnische Assistenten verstärkt im Fokus der Weltöffentlichkeit. Schichtdienst, Nachtarbeit, Stress und Hektik: Was die Berufsgruppe der Pflegenden im Alltag leistet und bewegt, äußert sich häufig in mentalem Druck und körperlichen Belastungen. Experte Dr. Frank Schifferdecker-Hoch vom Forschungs- und Präventionszentrum in Köln ist sich der Problematik bewusst und erklärt, wie es zu typischen Beschwerden kommt und welche Lösungen es gibt:
Welche speziellen Belastungen betreffen Pflegekräfte im Alltag?
„Die Belastungen in der Pflege für die Pflegekräfte sind sehr vielschichtig. Da ist zum einen der Zeitdruck, unter dem die tägliche Arbeit geleistet wird. Aus körperlicher Sicht ist die Beanspruchung vor allem auf Rücken und Wirbelsäule enorm, da durch das viele Heben und Tragen enorme Kräfte wirken. Aufgrund des Mangels an Pflegekräften können schwere Fälle nicht wie üblich zu zweit unterstützt werden. Die Belastung verdoppelt sich also.“
Welche Körperregionen sind besonders häufig davon betroffen?
„Hier sind vor allem natürlich der Rücken, aber auch der Nacken- und Schulterbereich zu nennen. Belastungen treten vermehrt auf, wenn die Position der zu Pflegenden verändert werden muss, beispielsweise beim Aufstehen oder Umbetten. In Sachen Körperpflege können die Patienten häufig nicht aktiv mithelfen, so geht die gesamte Gewichtsbelastung auf die Pflegekraft über.“
Wie kann Folgeschäden vorgebeugt werden?
„Gerade in der Pflege ist das Thema Prävention von absoluter Wichtigkeit. Denn die Rahmenbedingungen für Beschäftigte werden sich auf absehbare Zeit nicht ändern, so dass die Hauptveränderung nur über eine gute körperliche Konstitution bei den Pflegekräften erzielt werden kann. Neben dem ergonomischen Heben und Tragen ist ein regelmäßiges Rücken-Training von enormer Bedeutung für den Schutz der Pflegenden. Ich sehe hier vor allem die Geschäftsleitungen der Pflegeeinrichtungen in der Pflicht.“
Was tun, wenn es schon zu spät ist, also Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen die Arbeit nahezu unmöglich machen?
„Ich bin ganz sicher, dass es sich in aller Regel um keine monokausale Ursache, sondern eine Kombination aus psychischem Stress und körperlicher Beanspruchung handelt. Man sollte Personen in der Pflege daher zumindest ein spezielles und regelmäßiges Rücken-Training anbieten. Also die Dinge verändern, auf die man wirklich Einfluss hat. Viele Krankenkassen übernehmen die Kosten solcher Maßnahmen bereits.“
Wieder fit für den Job sein und es auch bleiben – was gilt es zu beachten?
„Das lässt sich am besten auf individueller Ebene erreichen, vor allem durch Bewegung und gesunde Ernährung. In der Pflege müssen sich aber auch äußere Rahmenbedingungen verbessern, um Pflegekräfte vor Überlastung zu schützen. Neben dem Fachkräftemangel ist die fehlende soziale Anerkennung weiterhin eine nicht zu unterschätzende Belastung für diese Branche.“
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