Das Geschäft mit Sportwetten boomt. Während der deutsche Staat von hohen Steuereinnahmen profitiert, bleiben Spielerschutz und Suchtprävention meist auf der Strecke. Sogar Kinder und Jugendliche geraten in den Sog, denn Anbieter von Sportwetten zielen darauf ab, eine neue Generation Glücksspielsüchtiger zu gewinnen. Der spezialisierte Jurist Marc Ellerbrock von BEMK-Rechtsanwälte kennt die Maschen der Branche und übt scharfe Kritik.
Der Staat verdient mit
Kürzlich gab das Statistische Bundesamt bekannt, dass lizenzierte Sportwettenanbieter Deutschland 409 Mio. Euro Steuereinnahmen allein im Jahr 2023 einbrachten. Trotz der geltenden Reglementierungen lässt das auf einen Umsatz von 7,72 Mrd. Euro schließen. Jurist Marc Ellerbrock ordnet ein: „Sportwetten zählen zum Glücksspiel, da man den Ausgang von sportlichen Wettbewerben nicht vorhersagen kann“. Dabei gehörten insbesondere Live-Wetten zu den riskanteren Glücksspielen. Knapp ein Drittel der daran Teilnehmenden weise laut dem Fachanwalt ein problematisches Glücksspielverhalten auf. Glücksspielsucht zieht sich durch alle Teile der Bevölkerung, häuft sich jedoch bei jungen Männern. Auffällig oft sind Glückspielsüchtige selbst in Sportvereinen aktiv. „Diese Personen denken, ihr Sportwissen sei der Schlüssel für erfolgreich platzierte Sportwetten. Eine Illusion“, so der 55-Jährige. Lediglich das Risiko steige, an Glücksspielsucht zu erkranken. 1,3 Mio. Mitglieder von Fußballvereinen im Alter zwischen 15 und 26 Jahren gelten besonders gefährdet.

BEMK-Rechtsanwalt Marc Ellerbrock kennt die Maschen der Sportwetten-Anbieter
Jugendschutz ad absurdum
Kinder und Jugendliche dürfen nicht an Sportwetten teilnehmen: Das gestattet der deutsche Glücksspielstaatsvertrag erst ab einem Alter von 18 Jahren. Da konsequente Werbeeinschränkungen wie bei Tabak oder Alkohol fehlen, kommen Minderjährige trotzdem unablässig in Kontakt mit Sportwetten-Reklame. Ob Werbung im TV, Streaming oder in digitalen Kanälen: „Den Jingle des marktbeherrschenden Anbieters Tipico kennen die meisten Kinder auswendig“, kritisiert Ellerbrock. Allein Tipico steckte laut Statista schon 2018 ohne deutsche Lizenz 162 Mio. Euro in Werbung. Der Familienvater beklagt zudem, dass die heutigen offiziellen Partnerschaften mit DFL und DFB in den drei höchsten deutschen Spielklassen und dem DFB-Pokal einem trojanischen Pferd gleichkommen: „Sie machen Sportwetten salonfähig und geben Tipico weitere Optionen, im Fußballumfeld legal zu werben. Wer Kindern gebrandete Fußbälle als wertiges Merchandise schenkt, wird in zehn Jahren kräftig an der Glücksspielsucht der Heranwachsenden verdienen.“
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