Bewegung im Kontext von Chiropraktik
Meistens bedeutet der Beginn einer chiropraktischen Behandlung auch sportlich betrachtet ein Umdenken für viele Patienten. Entweder, weil sie bislang kaum oder gar keinen Sport getrieben haben, oder weil sie als leidenschaftliche Freizeitsportler z.B. gerne und viel laufen. „Klar, dass das nicht immer ganz einfach ist. Schließlich geht es hier ja auch darum, mit Gewohnheiten und Mustern zu brechen“, sagt Ralf Kaufmann. Allerdings ist dieses Umdenken aus Sicht des Chiropraktikers von großer Bedeutung. Er sei davon überzeugt, dass ohne individuelle Anpassungen auch im Sport Justierungen mittel- bis langfristig nicht die gewünschten Ergebnisse erzielen können. „Um es auf den Punkt zu bringen: In der chiropraktischen Anfangsphase muss ein Patient sein Training meist anpassen bzw. für sich neu etablieren, da diese Zeit im Grunde wie eine Reha-Phase ist.“
Hinter dieser auf den ersten Blick doch recht streng wirkenden Ansage steht eine nachvollziehbare Logik-Kette. Wenn ein Patient zum Chiropraktiker geht, dann im Grunde immer wegen muskulärer Dysbalancen. „Diese Annahme hat sich in meinen inzwischen fast 25 Jahren als Chiropraktiker bislang durchweg bestätigt“, so Kaufmann. Er konnte häufig beobachten, dass bei Patienten z.B. bestimmte Muskelabschnitte nicht richtig arbeiteten oder einzelne Partien sind nicht mehr ansteuerbar waren. Daher ist es für ihn auch so wichtig, in Sachen Sport aufzuklären.
Übersetzt heißt das: Einem Sportmuffel sagt er, dass er sich in Bewegung setzen muss. Denn ohne ein gewisses Maß an sportlicher Betätigung wird er seine gesundheitlichen Ziele allein durch die chiropraktischen Justierungen nicht erreichen können. Genauso wichtig kann es z.B. für einen leidenschaftlichen Freizeitläufer sein, seine Joggingambitionen erst einmal zurückzustellen. Denn häufig ist seine Haltemuskulatur gar nicht in der Lage, eine solche Belastung zu kompensieren, sodass sich Schon- und Fehlhaltungen weiter verfestigen oder sogar verschlimmern können.
Gerade zu Beginn der Behandlung geht es für ihn daher vorrangig um das Beheben ungesunder Kompensationsmuster. Als Chiropraktiker bedeutet das dann auch, dass er ganz genau hinschauen muss, wenn er seinem Patienten Übungen empfiehlt. Denn natürlich gibt es auch Bewegungsabläufe, die physiologisch für den Einzelnen nicht sinnvoll sind. Wichtig sei bei dieser Neuausrichtung vor allem die Stabilisierung und Kräftigung der Haltemuskulatur u.a. durch individuelle, auf den Bedarf zugeschnittene Übungen. „Da macht klassisches Krafttraining aus meiner Erfahrung keinen Sinn. Es braucht vielmehr ein Funktions- bzw. isometrisches Krafttraining. In der Praxis zeige ich meinen Patienten dazu ganz einfache Übungen, z.B. Zehenstand oder Liegestütze an der Wand – natürlich immer angepasst an den jeweiligen Zustand. Auch das sogenannte EMS- (Elektro-Muskel-Stimulanz-) Training ist mitunter gut geeignet, um z.B. zu Behandlungsbeginn die tieferliegende Muskulatur über leichte Elektro-Impulse zu stimulieren und aufzubauen“, fasst Kaufmann seine Empfehlungen zusammen.
Seinen Patienten gebe er daher zum Behandlungsstart immer mit auf den Weg, dass sie diese Anfangszeit wie eine Art Reha begreifen sollten. Ziel dieser Phase sei es, den eigenen Körper darauf vorzubereiten, die alltäglichen Belastungen wieder zu kompensieren. Das gesamte System solle so wieder auf Gesundwerden programmiert werden – und dazu gehört für ihn neben gesunden Verhaltensweisen wie Ernährung, Erholung etc. auch das richtige Maß an Bewegung.